Meine Lieben,
geht es Ihnen dieser Tage auch so: alles fällt mir schwer, ich bin wie gelähmt, obschon doch so vieles zu bedenken wäre. Die Zeit mit ihren Bedrohungen lastet schwer auf mir. Irritierende Gedanken ziehen mich hinab: Habe ich eine Mitschuld daran, bin ich selbst ein Opfer des Virus oder werde ich es demnächst werden. Angst, die belastet; Ohnmacht, die lähmt. Doch dabei, meine Lieben, spüre ich: Indem ich diesen schweren Gedanken nachgehe, indem ich sie mir ganz zu eigen mache und meine Gefühle intensiv wahrnehme und mir eingestehe, wie ohnmächtig und belastet ich bin, geht es mir besser, ja ich fühle mich ein wenig freier: Du hast Deine Aufgabe, gehe voran und wenn es nur winzige Schritte sind, wie die Protokolle der Sitzungen zu ordnen oder die Geschichte der Gemeinde in den letzten Jahren zu ergänzen oder schlicht die Ablagen im eigenen Regal zu ordnen; es ist nichts Unnützes daran. Ganz im Gegenteil. Zeit zum Aufräumen, ja eben auch zum inneren Aufräumen: Du kannst Gebete schreiben und diese in die Kirche legen; ach ja, die Kirche: Öffne sie, schaffe eine Gelegenheit dort Kerzen anzuzünden, damit jede und jeder die Gelegenheit bekommt, mit den Kerzen ihre Hoffnungen und ihre Sorgen für die Familienmitglieder, Freundinnen oder Freunden einen glänzendem Ausdruck zu verleihen; dass es uns so gehe wie dem zeit seines Lebens Gelähmten, der als er endlich laufen kann, keinen Freudentanz vollzieht, sondern schlicht sein Bett nahm und davonging (vgl. Mk 4,12).
Vielleicht sehen wir uns in Großalmerode oder Rommerode in den Kirchen zur stillen Andacht: die Kirchen sind dienstags bis freitags von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet und Samstagabend von 19.30 Uhr bis 19.40 Uhr. Am Samstagabend läuten die Glocken. Währenddessen können wir Texte aus der Bibel hören. So empfangen wir den Segen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes auch in schweren Zeiten.
Jörn Jakob Klinge
Pfarrer der Kirchengemeinde am Hirschberg, Großalmerode