Das war ganz anders

Leserbrief zum Guten Ton

Sehr geehrter Herr Pfarrer Scheerschmidt

Ihr Vorwort ist an einer Passage undeutlich formuliert. Sie schreiben:

Sehr bedauerlich ist es auch, dass nach der Ankündigung des Stellenwechsels durch Pfarrer Klinge, 9 Mitglieder aus
Großalmerode und Epterode aus dem Kirchenvorstand ausgetreten sind.

Als ehemaliges Mitglied im Kirchenvorstand war ich Zeuge der Vorgänge um den Stellenwechsel von Pfarrer Klinge. Pfarrer Klinge hatte den Rückhalt und das Vertrauen des Kirchenvorstands und er wollte nicht aus Großalmerode weg. Hier ist keine Möglichkeit für die Landeskirche, den Pfarrer zum Wechsel zu zwingen. Trotzdem wurde er massiv bedrängt, mit der Drohung, ihn auf eine Verfügungsstelle zu versetzen. Dieses Vorgehen steht im Gegensatz zum Kirchenrecht und grenzt an Mobbing. Um nicht auf eine Verfügungsstelle versetzt zu werden, hat sich Pfarrer Klinge dem Druck gebeugt und sich bei der JVA Schwalmstadt beworben. Von Freiwilligkeit kann keine Rede sein, hatte er doch gerade mit der Gemeinstatt ein umfangreiches Sozialprojekt angeschoben. Da bewirbt man sich nicht weg, außer unter Zwang. Natürlich hat der Kirchenvorstand versucht, die Angelegenheit mit der Landeskirche zu diskutieren, auch die politische Gemeinde, der Bürgermeister und viele Mitbürger-innen haben versucht mit der Landeskirche ins Gespäch zu kommen. Die Antworten bestanden oft aus der Formulierung: „Aber ein Wechsel ist auch immer eine neue Chance“. Keine Erklärung, keine Gespräche, nur Floskeln. Der Kichenvorstand als wichtigstes Gremium der Kirchengemeinde wurde nicht über die Hintergründe des erzwungenen Stellwechsels informiert. Da blieb für die Mehrzahl der Kirchenvorsteher nur die Möglichkeit des Rücktritts.

Ernst Goebel, Mitglied des Kirchenvorstands von 1984 – 2022